A Voria Lire / Claudine Levanneur
»Eine Geschichte, die es schafft, sich aus der Schwarzweiß-Malerei zu lösen und uns ohne zu zögern in das atmosphärische und verwirrende Universum zweier Kinder zu entführen, die mit der Härte der Trennung konfrontiert sind.
Das Thema Exil nährt die Filmographie von Arash T. Riahi, dessen Familie aus dem Iran nach Österreich floh, als er noch ein Kind war. Während seinem ersten Spielfilm „Ein Augenblick Freiheit“ die Ungeheuerlichkeit der bürokratischen Hürden aufzeigte, die jeder Flüchtling nehmen muss, bevor er Zugang zur Freiheit erhält, konzentriert sich Oskar und Lily, inspiriert von Monika Helfers gleichnamigem Roman und der zweite Teil der Trilogie, auf die Verhaltensweisen, die Kinder an den Tag legen um eine harte Realität für sich erträglich zu machen.
Die Geschichte versinkt dank der einfallsreichen Inszenierung und der kindlichen Offenheit, nie im Elend und vermeidet jede Anhäufung von Klischees, die ihre Authentizität und die unmittelbare Empathie, die ein solches Thema hervorruft, gefährden würde ...
Manchmal heben Aufnahmen aus der Luft oder auf Kopf stehende Kameraeinstellungen die Stimmung auf eine andere Ebene und die Erzählung wird aus der rohen Realität herausgelöst, um auch die Anmut der Geschichte zu zelebrieren. Sie nimmt dadurch den Standpunkt dieser beiden Kinder unterschiedlichen Alters ein und versetzt uns in eine Welt der Poesie und der Träume, eine notwendige Flucht, um den Schmerz zu verbergen und einer Geschichte, die in einem parteiischen Diskurs verstrickt ist, Farbe zu verleihen ...
Zwischen Humor und Resignation, zwischen Anmut und Enttäuschung, zwischen Leichtigkeit und Kampflust wird eine Balance gefunden, die weitgehend von der Genauigkeit und Spontaneität der beiden jungen Schauspieler getragen wird, die den Film von Anfang bis Ende tragen, ohne jemals zu schwächeln...Ein berührendes und notwendiges humanistisches Manifest.«